Bewertung:
Dima ist der erste Charakter, den man kennenlernt. Er zieht mit seiner Mutter nach Fountainbridge, so ein richtig weihnachtlich verrücktes Örtchen, das schon ab Anfang Dezember in voller Weihnachtsdekoration erstrahlt. Alles dort ist bunt, leuchtet und ist so kitschig, dass es fast schon wieder süß ist. Nur Dima fühlt sich darin überhaupt nicht wohl. Er wirkt verschlossen, abweisend, ja fast ein bisschen kalt. Am Anfang dachte ich echt, okay, der Typ ist halt der typische „Ich bin zu cool für Weihnachten“ Typ, der halt irgendwann auftaut, wenn ihm jemand ein paar Lebkuchen schenkt. Aber das war es nicht. Da steckt viel, viel mehr hinter ihm. Und das merkt man spätestens dann, wenn Stück für Stück seine Vergangenheit ans Licht kommt. Es wird ziemlich schnell klar, dass Dima nicht einfach nur schüchtern oder zurückhaltend ist. Er hat etwas getan, worüber er nicht sprechen kann. Man spürt richtig, dass er sich selbst verachtet. Dass er Schuld mit sich herumträgt, die ihn auffrisst. Und dann kommt dieser eine Satz, mitten in einem Kapitel, fast beiläufig: dass er in seiner alten Schule einen Jungen, den er heimlich geküsst hat, selbst geoutet hat. Und sogar bei dessen Mobbing mitgemacht hat. Ich hab beim Lesen echt kurz das Buch weggelegt. Nicht, weil ich geschockt war sondern weil ich es so krass ehrlich fand. Wie oft liest man von Hauptfiguren, die sowas getan haben? Und trotzdem mochte ich ihn. Nicht weil ich das gut fand, was er getan hat sondern weil man merkt, dass er darunter leidet. Dass er das nicht einfach wegdrückt. Und dass er bereit ist, sich zu verändern. Dann tritt Luis in die Geschichte. Und Luis ist alles, was Dima nicht ist. Laut, offen, liebevoll, leicht chaotisch, aber voller Leben. Luis hat eine riesige Familie, die ihn liebt und manchmal auch nervt, aber immer hinter ihm steht. Er lebt offen schwul, kennt Vorurteile, aber versteckt sich nicht.
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